Frühbyzantinisches Reich

Frühbyzantinisches Reich
Frühbyzantinisches Reich
 
Nach dem Tode Justinians wurde schnell deutlich, dass die Restaurationspolitik des Kaisers die Kräfte des Reiches überfordert hatte. Schon unter seinem Nachfolger Justin II. (565-78) setzten schwere Rückschläge ein, die sich bis zum Beginn des 7. Jahrhunderts zu einer ernsten Krise steigerten. So fielen seit 568 die Langobarden in Italien ein und drängten die byzantinische Herrschaft auf Ravenna mit Venetien, Rom, Süditalien und Sizilien zurück. Die Wiederaufnahme des Krieges mit Persien (572) führte nach Anfangserfolgen zum Einbruch der Perser in Syrien, während in Spanien die Westgoten die Herrschaft an sich rissen. Zwar gelang es dem tatkräftigen Kaiser Maurikios (582-602), die Lage noch einmal zu stabilisieren, doch unter seinem Nachfolger Phokas (602-10) eroberten die Perser Mesopotamien, während slawische Stämme sich auf der Balkanhalbinsel festsetzten und die Byzantiner in die Küstenregionen abdrängten.
 
Auch nach dem Sturz des Phokas durch Kaiser Herakleios (610-41) verschlechterte sich die Situation zunächst noch weiter (Verlust Jerusalems 614 und Ägyptens 619), bis es ab 622 dem neuen Kaiser gelang, in jahrelangen Kämpfen die persische Großmacht niederzuringen und zur Herausgabe aller ehemaligen byzantinischen Gebiete sowie zur Rückgabe des von den Persern in Jerusalem erbeuteten heiligen Kreuzes zu zwingen (628). Bereits 626/27 war ein Versuch der Awaren, zusammen mit einem persischen Heer die Stadt Konstantinopel einzunehmen, gescheitert.
 
Doch weder das Perserreich noch Byzanz waren in der Lage, dem Ansturm der islamischen Araber (seit 632) wirksamen Widerstand entgegenzusetzen, sodass bis zum Tode Herakleios' Syrien und Mesopotamien, 642 auch Ägypten aufgegeben werden mussten. Die Gefahr stieg in der Folgezeit noch weiter an, da sich die Araber zu einer gefürchteten Seemacht entwickelten, mit ihrer Flotte Zypern und Kos eroberten und 674 bis 678, wenn auch vergeblich, die Stadt Konstantinopel belagerten. Nachdem bis zum Ende des 7. Jahrhunderts auch Armenien, Kappadokien, Kilikien und das byzantinische Afrika verloren gegangen waren, gelang es erst Kaiser Leon III. (717-41), die militärische Lage zu stabilisieren (717/18 Abwehr einer zweiten arabischen Belagerung Konstantinopels), wobei allerdings der nun ausbrechende Bilderstreit zu schweren inneren Auseinandersetzungen führte.
 
Die äußere Bedrohung durch Perser und Araber führte im 7. und 8. Jahrhundert zu einer völligen Umbildung der bisherigen Verwaltungsstruktur. In Anlehnung an das Vorbild der überseeischen Provinzen (Exarchate) in Italien und Nordafrika entstanden neue Militär- und Verwaltungsbezirke (Themen), in denen der Militärbefehlshaber (Strategos) zugleich an der Spitze der Zivilverwaltung stand.

Universal-Lexikon. 2012.

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